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Symptome nach Corona-Erkrankung

Long Covid: Was über die Langzeitfolgen von Covid-19 bekannt ist

  • Veröffentlicht: 12.04.2022
  • 14:57 Uhr
  • hp
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Der Begriff "Long Covid" bezeichnet die verschiedenen Langzeitfolgen nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Hier findest du einen Überblick über den aktuellen Wissensstand und Anlaufstellen für Betroffene.

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Long Covid: Genesen, aber nicht gesund

#LongCovid. Der Hashtag tauchte erstmals am 20. Mai 2020 auf Twitter auf. Verwendet hatte ihn Elisa Perego in einem Tweet. Die italienische Archäologin war an Covid-19 erkrankt, erholte sich allerdings nicht davon. Sie litt an den Langzeitfolgen, die nach einer Infektion mit dem Coronavirus auftreten können.

Und auch andere schilderten das Phänomen in den Sozialen Medien. Betroffene berichteten unter anderem, wie sehr ihre Leistungsfähigkeit nachgelassen habe und wie schwer es ihnen fiele, ihren Alltag zu meistern. Arbeiten, Treppen steigen oder auch nur spazieren gehen – viele von ihnen schafften es nicht mehr. Genesen, aber nicht gesund.

Im Clip: Christian Kahrmann nach seiner Corona-Erkrankung

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Von Atemnot bis Schwindel: Long Covid und seine vielfältigen Symptome

Der von Leidtragenden erfundene Begriff "Long Covid" wird inzwischen auch in der Medizin verwendet. Und zwar dann, wenn die Symptome, die SARS-CoV-2 verursacht, nach der akuten Krankheitsphase von bis zu vier Wochen nicht abklingen oder neue Symptome hinzukommen. Bleiben die Beschwerden zwölf Wochen oder länger bestehen, ist vom "Post-Covid-Syndrom" die Rede.

Ein einheitliches Krankheitsbild gibt es nicht, Long Covid beeinträchtigt den Körper in unterschiedlicher Weise. Denn beim Coronavirus handelt es sich um ein Multiorganvirus, das neben der Lunge auch in Niere, Herz oder Gehirn zu finden ist. Die beobachteten Langzeitfolgen reichen von Atemnot und Erschöpfung über neurologische Störungen wie Schwindel oder Konzentrationsverlust bis zu Entzündungsreaktionen, Organveränderungen und schwerwiegenden Lungenschäden. Bisweilen kommt es zu Depressionen, Ängsten oder Schlaflosigkeit.

Wenn das Virus dauerhaft müde macht

Müdigkeit ist nicht selten eine Folge von Virusinfektionen, im Fall von Corona jedoch ist sie die am häufigsten vorkommende Langzeitfolge. Laut Untersuchung eines irischen Forscherteams fühlte sich mehr als die Hälfte derjenigen, die die Erkrankung überstanden hatten, wochenlang schlapp und antriebslos. Manchmal sind es Monate, in denen die Kraft fehlt. Diagnose: Post-Covid-Fatigue.

Der chronische Erschöpfungszustand tritt überwiegend unabhängig davon ein, ob jemand einen milden oder schweren Krankheitsverlauf erlebt hat. Und meist auch unabhängig vom Alter und dem vorherigen Gesundheitsstatus. Selbst symptomfreie Personen kann es erwischen. Zu den möglichen Ursachen der Dauermüdigkeit zählen geschädigte Nervenbahnen, Durchblutungsstörungen und ein nicht zur Ruhe kommendes Immunsystem.

Im Clip: Live-Talk – Wie kommt man mit einer Long-Covid-Erkrankung zurecht?

ZOL vom 27.09.2021

Wie kommt man mit einer Long Covid-Erkrankung zurecht? Christian Kahrmann im Livetalk

Christian Kahrmanns Leben änderte sich innerhalb weniger Wochen schlagartig und hinterlies tiefe Narben. Neben dem seelischen Schmerz durch das Versterben der beiden Eltern macht ihm außerdem die Long-Covid-Erkankung zu schaffen. Im Livetalk erklären Christian und Dr. Katharina Grobholz, Leiterin einer Post-Covid-Ambulanz, die Folgen von Long- und Post-Covid und Post Covid.

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Langzeitfolgen bei 10 bis 20 Prozent der Corona-Patient:innen

"Covid Long Haulers" sind keine Einzelfälle. Expert:innen schätzen, dass 10 bis 20 Prozent der Corona-Erkrankten von Nachwirkungen geplagt werden. Als Risikofaktoren gelten unter anderem ein höheres Alter (über 50 Jahre), Übergewicht und Asthma.

Wie es Menschen ergeht, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, zeigt eine Studie, die im chinesischen Wuhan – Ausgangsort der Coronapandemie – durchgeführt wurde: Demnach wiesen 76 Prozent der 1.733 Covid-19-Patient:innen, die zwischen dem 7. Januar und dem 29. Mai 2020 aus dem "Jinyintan Hospital" entlassen wurden, sechs Monate später noch mindestens ein Symptom auf. 63 Prozent hatten mit Abgeschlagenheit oder Muskelschwäche zu kämpfen, 26 Prozent mit Schlafstörungen, 23 Prozent mit Angstzuständen oder Depressionen. Bei 56 Prozent der Proband:innen, die einen schweren Verlauf (inklusive Sauerstoffgabe oder künstliche Beatmung) erlitten, war die Lungenfunktion eingeschränkt. Und bei 13 Prozent stellte man im Nachhinein Nierenprobleme fest. Das Durchschnittsalter der Untersuchten lag bei 57 Jahren.

Long Covid: Wo Betroffene Hilfe finden

Die gute Nachricht: An der tückischen Folgekrankheit wird intensiv geforscht, um mehr darüber zu erfahren und entsprechende Behandlungsmethoden entwickeln zu können. Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) beispielsweise ist ein Leitfaden zur Diagnostik und Therapie von Long Covid entstanden.

Außerdem finden Betroffene immer mehr Hilfsangebote. Verschiedene Kliniken in Deutschland haben Post-Covid-Ambulanzen eingerichtet, darunter das Universitätsklinikum Frankfurt, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und das Klinikum der Universität München.

Die Berliner Charité bietet eine Post-Covid-Fatigue-Sprechstunde an – und empfiehlt beispielsweise Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training zur Linderung der Beschwerden. Wer sich mit anderen Betroffenen austauschen möchte, wendet sich am besten an eine Selbsthilfegruppe. Einen Überblick über Initiativen in verschiedenen deutschen Städten gibt longcoviddeutschland.org.

Weitere Informationen zum Coronavirus, Covid-19 und Long Covid findest du bei den Kolleg:innen von Galileo.

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