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Dr. Dre

Foto: © picture alliance/Eli Winston

Dr. Dre ist Rapper, Producer und Unternehmer und gilt als eine:r der einflussreichsten Künstler:innen der Rap-Geschichte. Ohne seine Hilfe wären Musiker wie Snoop Dogg, Eminem und 50 Cent vermutlich nicht in gleichem Maße bekannt geworden. Die Geschichte über den Aufstieg eines Multitalents aus der Unterschicht von Los Angeles zu einem der meistgeschätzen und wohlhabendsten Künstler:innen unserer Zeit. Über die Höhenflüge eines Rappers und warum die Welt auf ein ganz bestimmtes Album wartet. 

NameDr.
NachnameDre
LandUSA
GeburtsortCompton
Alter59
Geburtstag18.02.1965
SternzeichenWassermann
Geschlechtm

Jugend in Compton, erste DJ-Gigs und die World Class Wreckin' Cru

André Romelle Young wurde am 18. Februar 1965 in Compton, Kalifornien, geboren. Young hatte eine turbulente Jugend, die durch diverse Ehen der Mutter, daraus resultierende Patchworkfamilien und mehrere Schulwechsel geprägt wurde. Nach schlechten Leistungen in der Schule konzentrierte sich der musikalisch ambitionierte Teenager vermehrt auf die Welt der Klänge. Als Young zunehmend für DJ-Gigs in Nachtclubs gebucht wurde, legte er sich das Pseudonym Dr. Dre zu. Erste Erfolge konnte er mit der Electro-Hop-Gruppe World Class Wreckin' Cru (WCWC) sammeln. Obwohl die Singleverkäufe der Musiker ordentlich waren und ein lukrativer Plattenvertrag bereits in Aussicht stand, verließ Dre die Crew, um sich musikalisch neu zu orientieren.

Das Aufeinandertreffen mit Ice Cube und Eazy-E: N.W.A. entsteht

Im Jahr 1986 traf Dr. Dre auf Ice Cube und Eazy-E. Dre und Ice Cube begannen bald darauf für Eazy-Es Label Ruthless Records zu arbeiten. Die musikalische Ausrichtung war im Direktvergleich zu WCWC deutlich härter, als allgemeine Inspiration diente das Straßenleben in L.A., insbesondere die Brennpunkt-Bezirke Comptons. Im gleichen Jahr stießen DJ Yella, den Dr. Dre bereits zu Zeiten des Auflegens kennengelernt hatte, und MC Ren dazu und die Musiker gründeten N.W.A. (Abkürzung für "Niggaz Wit Attitudes"). Innerhalb der Gruppe kristallisierte sich Dr. Dre als Produzent heraus, der aber durchaus auch eigene Rap-Parts recordete.

Gangsta-Rap pur: "Straight Outta Compton" und "Fuck Tha Police"

Nach einem weniger erfolgreichen Debütalbum veröffentlichten die jungen Musiker mit "Staight Outta Compton" 1988 nicht nur ihren ersten kommerziell erfolgreichen Longplayer, sondern nichtsahnend auch die Blaupause für die Zukunft des Gangsta-Raps. Zwar gab es Künstler wie Ice-T, die zeitlich früher einen ähnlichen Musikstil formten, aber keiner tat es mit einer derartigen Vehemenz und Resonanz. Die harten sozialkritischen Texte trafen einfach den Zahn der Zeit. Der Song "Fuck Tha Police" zog gar eine Ermittlung des FBI nach sich, was sich neben viel Trubel mit dem Gesetz auch als überaus lukrative Promo-Aktion entpuppte. Denn die Schlagzeilen um das Federal Bureau of Investigation und die berüchtigte Rap-Crew verbreiteten sich in kürzester Zeit in den gesamten Staaten. Innerhalb kürzester Zeit avancierte die Gruppe N.W.A. zum Symbolbild eines unzufriedenen, schwarzen Amerikas, das sich erstmals gegen Staat, Exekutive und die weiße Vorherrschaft aufzubäumen wusste.

Death Row Records, Begegnung mit Snoop Dogg und "The Chronic"

Nach zwei weiteren Alben endete die Reise der ersten erfolgreichen Gangsta-Rap-Crew 1991 in einem Streit zwischen zwischen Dr. Dre und Eazy-E. Daraufhin gründet Dre zusammen mit Suge Knight das Rap-Label Death Row Records im gleichen Jahr. Zu dieser Zeit lernte Young Snoop Doggy Dogg kennen, mit welchem er alsbald vielfach kooperieren sollte. Auf Dr. Dres Soloalbum "The Chronic" kam "Dogfather" Snoop auf ganze zwölf Feature-Auftritte. Single-Auskopplungen wie "Nuthin' But A 'G' Thang" und "Fuck Wit Dre Day" wurden zu Klassikern. Allein in Amerika erhielt das Album drei Platin-Schallplatten. Aber "The Chronic" setzte auch musikalische Meilensteine: Bis heute gilt der Longplayer als Urvater des "G-Funk" (Abkürzung für Gangsta- oder Ghetto-Funk), eine Musikrichtung, die für tiefe Basslines sowie schrillen Synthesizer stand und von Groove und Soul inspiriert wurde.

Kollaboration mit 2pac, Trennung von Death Row und Arbeit als freier Produzent

In den Folgejahren arbeitete Dre als Produzent mit weiteren, überwiegend bei Death Row unter Vertrag stehenden Künstlern. Zu diesen zählten neben Snoop Dogg auch Nate Dogg und Tupac "2pac" Shakur. Mit letzterem Rapper nahm Dre den Hit "California Love" auf, welcher bis heute als Klassiker des Westcoast-Raps gesehen wird. Nach einem Zerwürfnis zwischen Label-Mitbegründer Suge Knight verließ Dre die Plattenfirma und gründete sein eigenes Label Aftermath Entertainment.

Aftermath Entertainmant, die Entdeckung Eminems und "2001"

In den Folgejahren ging Dr. Dre vor allem auf Talentsuche und trat als Produzent in Erscheinung. Er arbeitete unter anderem mit Nas, KRS-One, Foxy Brown und AZ zusammen, bis er im Jahr 1998 Eminem kennenlernte. Er förderte das junge Talent aus Detroit und unterstützte Eminems Debütalbum "The Slim Shady LP" mit drei Produktionen und einem Feature. Im gleichen Jahr erschien mit "2001" Dres zweites Soloalbum, was gleichzeitig sein Opus Magnum, also sein bedeutendstes Album darstellen sollte. Mit Single-Auskopplungen wie "The Next Episode", "Forgot About Dre" und "Still D.R.E."sicherte sich der Doc einen festen Platz im Olymp des Raps. Allein in den USA erreichte das Album sechsfach Platin. Darüber hinaus durfte sich André Young als "Produzent des Jahres" über einen Grammy freuen.

"Marshall Mathers LP", 50 Cent und die G-Unit

Für Eminems Zweitwerk, die "Marshall Mathers LP", steuerte der Doc einige Instrumentals und ein Feature bei. In der Folgezeit trat Dr. Dre überwiegend als Producer in Erscheinung. Nach der Entdeckung des Rappers 50 Cent fungierte Dre als Executive Producer für dessen ersten beide Alben "Get Rich Or Die Tryin" sowie "The Massacre". Auch anderen Rappern der berüchtigten G-Unit-Crew verhalf er zu erheblichen Erfolgen, unter anderem dem Künstler The Game, dessen Album "The Documentary" Dre in Teilen produzierte.

Beats by Dr. Dre macht den Doctor zum Multimillionär

Bei all der musikalischen Pionierarbeit hatte Dr. Dres mit Abstand größter Coup nur am Rande mit der Produktion von Musik zu tun. Schon 2006 hatte Young das Unternehmen Beats Electronics mit der Absicht gegründet, hochwertige Kopfhörer für ein großes Publikum anzubieten. Die reichhaltige Produktpalette unter dem Namen Beats by Dr. Dre erlangte innerhalb weniger Jahre weltweite Bekanntheit, weshalb auch Branchengrößen auf das Unternehmen aufmerksam wurden. Als schließlich Apple im Jahr 2014 Dres Anteile der Hifi-Firma aufkaufte, verdiente der findige Geschäftsmann laut Presseberichten bis zu 750 Millionen US-Dollar, was ihn bis heute zu einem der reichsten Rapper aller Zeiten avancieren ließ.

Schauspielerei und eine große "Rolling Stone"-Ehre

Für erfolgreiche Rapper aus Los Angeles gehört es fast schon zum guten Ton, an den Toren Hollywoods vorstellig zu werden. Während sich Dre im Ghetto- und Heist-Drama "Set it Off" noch mit einer Nebenrolle zufriedengeben musste, bekam er als korrupter Cop in "Training Day" an der Seite von Denzel Washington schon deutlich mehr Aufmerksamkeit. Außerdem wurde André Young 2010 die Ehre zuteil, vom "Rolling Stone"-Magazin in die Liste der "100 größten Musiker aller Zeiten" aufgenommen zu werden.

"Compton: A Soundtrack by Dr. Dre" und der Mythos "Detox"

Blickt man am Ende dieser Biografie angekommen auf Dr. Dres Leben zurück, möchte man meinen, das Multitalent habe so ziemlich alles erreicht. Findige Fans kennen aber die klaffende Wunde von André Young, wenn man so will, Dres Kryptonit. Bereits 2003 hatte der Musiker erstmals sein drittes Album "Detox" angekündigt. Nach etlichen Verschiebungen aus diversen Gründen und wiederkehrenden Gerüchten über ein mögliches Veröffentlichungsdatum gab der Rapper 2015 bekannt, dass er "Detox" vorerst nicht veröffentlichen werde, weil ihn die bisherigen Resultate nicht vollends überzeugen konnten. Stattdessen fand nach besagtem Statement ein bisher unangekündigtes Album namens "Compton: A Soundtrack by Dr. Dre" seinen Weg in die Öffentlichkeit. Auch wenn das Album mit hochkarätigen Feature-Gästen wie Kendrick Lamar und Anderson Paak punkten konnte, ist der Anspruch der Fans, endlich "Detox" hören zu dürfen, ungebrochen. So bleibt "Detox" auch fast zwei Jahrzehnte nach seiner erstmaligen Ankündigung gleichermaßen Mythos und Mysterium innerhalb des Rap-Genres. Man kann nur darauf hoffen, dass Dr. Dres Producer-Tätigkeiten nicht ruhen werden, bis die Rap-Welt ihre Portion "Detox" bekommen hat.

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