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Leiter der Ostseekampagne von Sea Shepherd

"Meereshirte" im Porträt: Florian Stadler, Leiter der Ostseekampagne von Sea Shepherd

  • Veröffentlicht: 28.09.2021
  • 08:59 Uhr
  • il
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© Katie Mähler / Sea Shepherd

Die "Baltic Sea Campaign 2021" der Meeresschutz-Organisation Sea Shepherd hatte sich die Reinigung der Ostsee zur Aufgabe gemacht. "Zervakis & Opdenhövel. Live." hat den Leiter der Aktion besucht. Florian Stadler im Porträt.

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Gerade ist die "Baltic Sea Campaign 2021" der Meeresschutz-Organisation Sea Shepherd in der Ostsee zu Ende gegangen. Mit dem ehemaligen Angelausflugsschiff Emanuel Bronner patrouillierten die Aktivist:innen unter ihrer Piratenflagge Seegebiete zwischen Flensburg und Rügen und reinigten das Meer.

Die Bilanz der Meeresschützer:innen ist erschreckend: Zwischen Juni und September haben sie knapp 4,5 Tonnen Geisternetze und andere Fischereiausrüstung aus der Ostsee geholt. In 250 Tauchgängen wurden 36 Netze mit einer Fläche von ca. 3.000 Quadratmetern geborgen und über 400 darin gefangene Meerestiere befreit.

3 Tonnen Müll, 35  Kilo Zigarettenkippen

Auch an Land waren die Aktivist:innen fleißig: Laut eigenen Angaben haben sie mehr als 90 Kilometer Küste gereinigt und dabei etwa 3 Tonnen Müll beseitigt. Hunderte Freiwillige kamen bei insgesamt 32 von Sea Shepherd Deutschland organisierten Beach Cleanups zusammen, um Müll zu sammeln – darunter mehr als 1.500 Kilogramm Fischereiausrüstung und etwa 35 Kilogramm Zigarettenkippen.

"Die wohl traurigsten Momente der Kampagne waren die Funde von drei toten Schweinswalen, sieben toten Kegelrobben, verschiedenen toten Seevögeln und unzähligen toten Fischen", sagt Florian Stadler, der Kampagnenleiter für Sea Shepherd.

Im Clip: Gegen illegale Fischerei & für die Rettung der Wale | Sea Shepherd im Einsatz

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Florian Stadler zu Gast bei "Zervakis & Opdenhövel. Live."

Der 35-jährige gebürtige Berchtesgadener sammelte bereits als Schüler erste Erfahrungen mit dem Ehrenamt. Damals war er nicht auf dem Wasser, sondern im Gebirge unterwegs – als Mitglied der Bergwacht. Aber er ist auch leidenschaftlicher Wassersportler, hauptsächlich beim Tauchen und Kitesurfen.

Während seines Elektro- und Informationstechnik-Studiums in München suchte Florian Stadler nach neuen Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren, und stieß auf Sea Shepherd. Die gemeinnützige Organisation wurde 1977 gegründet und setzt sich weltweit für den Erhalt der Artenvielfalt und des marinen Ökosystems ein. In Deutschland sind die "Hirten der Meere" mit einer eigenen Ausgründung seit 2010 aktiv. Die "Crew" umfasst derzeit acht feste Mitarbeiter:innen und mehr als 250 Freiwillige.

Seit 2012 engagiert sich Florian Stadler bei der Organisation. "Damals habe ich angefangen, Dinge zu hinterfragen", sagt er.

Erste Einsätze für Sea Shepherd

"Beim Natur-, Umwelt- und Tierschutz setzt Deutschland auf oberflächliche Änderungen anstatt auf durchgreifende nachhaltige Verbesserungen", kritisiert Stadler. "Anstatt wissenschaftlichen Empfehlungen zu folgen, wird die Industrie geschützt und abgeschirmt – mit teils fatalen Folgen." Gegen die Missstände, die er sah, wollte er aktiv werden. Als "Onshore  Volunteer" engagierte er sich bei Sea Shepherd zunächst etwa bei Events und Vorträgen, "um Menschen über den Zustand der Meere und unsere Arbeit auf See zu informieren", wie er sagt.

Neben der Information geht es aber auch ganz klar darum, etwas zu tun: Als einzige Meeresschutzorganisation geht Sea Shepherd mit einer eigenen Flotte gegen illegale Handlungen auf See vor. Dafür stehen unter anderem elf Schiffe, zahlreiche Boote, Helikopter und Drohnen zur Verfügung.

Im Clip: Sea Shepherd vs. Fischer: Livetalk über Umweltschutz & Existenzängste

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ZOL vom 27.09.2021

Sea Shepherd vs. Fischer: Livetalk über Umweltschutz & Existenzängste

Florian Stadler arbeitet für die Meeresschutzorganisation "Sea Shepherd" und setzt sich aktiv und mit vollem Einsatz gegen illegale Fischerei ein. Im Livetalk spricht er mit uns über seine Motivation und wie radikal man teilweise werden muss, um etwas zu bewirken. Außerdem wird er direkt mit einem Fischer konfrontiert, der eine teilweise konträre Stellung bezieht.

  • Video
  • 17:23 Min
  • Ab 12

Unterwegs "auf Kampagne"

Wegen ihres Einsatzes etwa gegen Walschlachtung werden die Sea-Shepherd-Aktivist:innen von Gegner:innen gelegentlich als "Ökoterrorist:innen" bezeichnet. Ein solcher Einsatz gegen die blutige Grindwaljagd auf den Färöer Inseln war 2014 Stadlers erstes Mal "auf Kampagne", also im aktiven Einsatz auf dem Meer.

Weitere folgten: 2016 war er im zentralen Mittelmeer bei "Jugend Rettet" in der zivilen Seenotrettung vor Libyen aktiv. Und 2017 das erste Mal bei einer Ostsee-Kampagne von Sea Shepherd dabei. 2020 war Florian Stadler vor Benin auf dem Sea-Shepherd-Schiff Bob Barker unterwegs, um gegen Wilderei und illegale Fischerei zu kämpfen.

"Die längste und anstrengendste Kampagne bislang war die Baltic Sea 2021", sagt er. Es war sein erstes Mal als Leiter einer solchen Aktion. "Zu meinen Aufgaben gehören die Planung der Kampagne hinsichtlich Crewing, Logistik und Strategie. Zudem leite ich den operativen Teil der Kampagne, wo ich für die Trainings verantwortlich bin sowie für die Durchführung, die Taktik und vieles mehr", erläutert er. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Ausbildung der Geisternetztaucher:innen.

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2022 wieder an Bord

Im nächsten Jahr will sich Sea Shepherd wieder für das Ökosystem Ostsee einsetzen. Bei der "Baltic Sea Campaign 2022" will Florian Stadler unbedingt wieder mit an Bord sein. "Wenn die Politik die Ostsee nicht schützen will, so machen wir das", sagt er.

Mehr zu "Zervakis & Opdenhövel. Live." erfährst du immer montags, 20:15 Uhr, live auf ProSieben.

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