Schockierende 120 Millionen Tonnen Emissionen: Was der Krieg fürs Klima heißt
07.06.2023 • 14:24
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Kriege führen nicht nur zu Zerstörung, Leid und Tod, sondern sind auch für die Umwelt verheerend. Forschende haben berechnet, welche Folgen der Angriffskrieg in der Ukraine für das Klima hat und kamen zu schockierenden Ergebnissen: Dem niederländischen Klimaforscher Lennard de Klerk zufolge, hat der Krieg allein im ersten Jahr etwa so viele Emissionen verursacht wie ein Land wie Belgien. „Es ist zuallererst natürlich eine menschliche Tragödie. Doch es gibt auch einen großen Umweltschaden.“, so Lennard de Klerk gegenüber der dpa.
Da man sich zuvor wenig mit dem ökologischen Fußabdruck von Kriegen beschäftigte, widmete sich Lennard de Klerk nun dem Thema. Unterstützt wurde er von einem internationalen Team. Den Forschenden zufolge entstehen durch den russischen Angriffskrieg etwa 120 Millionen Tonnen CO2-Emissionen-Äquivalente. Das direkte Kampfgeschehen mache – getrieben vom Spritverbrauch der Truppen – 19 Prozent dieses Wertes aus. Weitere 15 Prozent werden durch Feuer, die oftmals nahe der Frontlinien ausbrechen, verursacht. Auch die Lecks an den Nordstream-Pipelines sowie die Emissionen, die Flugzeuge durch ihre weiträumigen und durch die Sanktionen verursachten Umwege über Asien verursachen, werden berücksichtigt. Den größten Anteil – nämlich rund 50 Millionen CO2-Emissionen – veranschlagen die Berechnungen allerdings für den Wiederaufbau von Kraftwerken, Industrie und Gebäuden nach Ende des Krieges. Der Bausektor verursache generell einen hohen Ausstoß von Treibhausgasen, heißt es.
Treibhausgas-Emissionen von Armeen wurden in der Vergangenheit kaum beachtet, geschweige denn gemessen, so die dpa. Aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ist das Militär ausgeklammert. Deshalb ruft die Forschungsgruppe jetzt Nato und EU auf, zusammenzuarbeiten und gemeinsame Standards zu setzen.