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Beim finalen TV-Triell sind erstmals die Frauen in der Überzahl: Annalena Baerbock, Claudia von Brauchitsch, Linda Zervakis versus Olaf Scholz und Armin Laschet. Inwiefern wird das den Charakter der Sendung im Vergleich zu den Triellen in ARD/ZDF und bei RTL verändern?

Claudia von Brauchitsch: Falls sich jemand der Beteiligten einen Vorteil daraus verspricht, dass wir beide Frauen sind, muss ich ihn oder sie enttäuschen (lacht). Wir sind in erster Linie gestandene Journalisten.

Linda Zervakis: Eigentlich doch auch traurig, dass Sie diese Tatsache hervorheben. Ich denke, nur weil wir Frauen sind, wird es trotzdem ein gut vorbereitetes journalistisches Interview.

Welche Themenfelder sind Ihnen besonders wichtig?

Claudia von Brauchitsch: Politik ist nichts Abstraktes, sondern betrifft unser aller Leben direkt oder indirekt. Und entsprechend muss das auch der Leitgedanke unserer Fragen beim finalen TV-Triell sein. Was will unser:e neue:r Kanzler:in ändern? Wie will er oder sie es ändern? Und welche konkreten Auswirkungen hat das auf mein persönliches Leben?

Linda Zervakis: Wir wollen ja nicht zu viel verraten, aber an Corona und dem Gesundheitssystem, sozialer Gerechtigkeit, Digitalisierung und Afghanistan kommen wir nicht vorbei.

Good Cop, Bad Cop, Pingpong-Spiel oder thematisch – wie teilen Sie sich die Fragen auf?

Claudia von Brauchitsch: Wir haben da keine Rollenfestlegung. Sicher werden wir sortiert und organisiert unsere Fragen stellen, haben aber auch jederzeit die Möglichkeit, nachzuhaken und dazwischen zu gehen.

Linda Zervakis: Wir stehen für Gleichberechtigung. [lacht]

Frau Zervakis, Sie haben ja bereits zusammen mit Louis Klamroth auf ProSieben Interviews mit Olaf Scholz und Armin Laschet geführt. Inwiefern beeinflusst das Ihre Vorbereitung auf das TV-Triell?

Linda Zervakis: Seitdem hat sich einiges geändert, gerade, wenn wir uns die Umfragewerte für alle drei anwesenden Parteien anschauen. Von daher würde ich sagen, werde ich sorgfältig und unbeeinflusst in das Gespräch gehen.

Frau von Brauchitsch, Sie arbeiten seit rund 25 Jahren als Journalistin und Moderatorin – unter anderem standen Sie für CDU.TV vor der Kamera. Wie begegnen Sie Stimmen, die Ihnen im Vorfeld des TV-Triells mangelnde Neutralität vorwerfen?

Claudia von Brauchitsch: Mit großer Gelassenheit. Als Journalistin und Moderatorin habe ich in den vergangenen 25 Jahren unter anderem für RTL, SAT.1, N24, Sky, regionale Sender und eben auch eine Zeit lang für CDU.TV gearbeitet. Vergleichen Sie es mit Fußballspielern, die in ihrer Karriere auch für verschiedene Clubs spielen und trotzdem immer für ihren aktuellen Verein all ihr Herzblut geben. Ich bin Journalistin. Ich habe dieses wunderbare Handwerk gelernt.

Welchen Einfluss hat das finale TV-Triell 6,5 Tage vor der Bundestagswahl Ihrer Meinung nach auf das Wahlverhalten der Bürger:innen?

Claudia von Brauchitsch: Unser Wunsch wäre, dass sich Unentschiedene noch einmal orientieren können – und Nicht-Wählende sich vielleicht doch noch zum Gang an die Wahlurne entscheiden. Für die drei Kandidat:innen ist es sicher das wichtigste Triell – so kurz vor der Wahl, auf drei Sendern gleichzeitig – da muss noch mal alles raus, um bei den Wählerinnen und Wählern zu punkten!

Linda Zervakis: Es ist das letzte Triell vor der Bundestagswahl und wir hoffen natürlich, dass wir unentschlossenen Wähler:innen eine Hilfestellung bzw. eine Entscheidungshilfe geben können.

Politiker:innen neigen mitunter dazu, in Standard-Phrasen zu verfallen und sich nicht auf klare Aussagen festzulegen. Wie werden Sie damit im TV-Triell umgehen?

Claudia von Brauchitsch: Nachfragen, nachfragen, nachfragen.

Linda Zervakis: Ich bin immer dafür, direkt darauf einzugehen und werde entsprechend nachhaken.

Wissen Sie schon Ihre erste Frage oder entscheiden Sie das spontan?

Claudia von Brauchitsch: Das ist ein Staatsgeheimnis! [lacht]

Linda Zervakis: Netter Versuch, aber das wäre ja fast schon fahrlässig und langweilig, sie hier zu verraten. [lacht]