Störenfried unter der Erde
Maulwürfe im Garten: Sollte man sie vertreiben oder lieber buddeln lassen?
- Aktualisiert: 19.09.2024
- 16:40 Uhr
- Claudia Frickel
Ein Maulwurf kann bis zu 20 Hügel täglich in deinen Rasen graben! Viele Garten-Besitzer:innen treibt das in den Wahnsinn. Dabei sind die kleinen Tiere nützlich, außerdem stehen sie unter Naturschutz. Wie du sie friedlich vertreiben kannst.
Das musst du über Maulwürfe wissen
35 Arten von Maulwürfen tummeln sich weltweit, aber in Mitteleuropa lebt nur einer: der Europäische Maulwurf. Der Name stammt vom althochdeutschen Wort "Moltewurf" ab, übersetzt: Erdwerfer.
Das fast blinde Säugetier mit den schaufelförmigen Händen misst nur knapp 17 Zentimeter - das ist so lang wie eine Stricknadel.
Obwohl Maulwürfe so klein sind, graben sie in einer Nacht bis zu 75 Meter weit. Das unterirdische Labyrinth eines einzigen Tiers kann fast so groß wie ein Fußballfeld sein.
Die Tiere sind nützlich, denn sie lockern die Erde auf und fressen Schnecken und Insekten. Viele Garten-Besitzer:innen ärgern sich dennoch über Maulwurfshügel im Gras. Schließlich können bis zu 20 neue pro Tag entstehen.
Maulwürfe fangen oder töten darfst du nicht, denn sie stehen unter Naturschutz. Du kannst sie aber mit sanften Mitteln vertreiben. Wir zeigen, wie du vorgehst.
Die wichtigsten Fakten über Maulwürfe
Steckbrief des Europäischen Maulwurfs
Wissenschaftlicher Name: Talpa europaea
Klasse: Säugetiere
Familie: Maulwürfe
Lebensraum: In großen Teilen Europas: in ganz Mitteleuropa, aber nicht in Spanien, Portugal, Nordschweden und -Finnland, Norwegen, Süditalien und Griechenland; außerdem in Kasachstan
Größe: bis zu 17 Zentimeter
Gewicht: bis 120 Gramm
Farbe: dunkelgraues Fell
Lebenserwartung: 3 bis 6 Jahre
Nahrung: Regenwürmer, Schnecken, Engerlinge; Larven von Fliegen, Mücken, Schnaken und anderen Insekten
Feinde: Vögel wie Eulen, Raben, Mäusebussard; Füchse, Marder, Wildschweine, Hunde, Katzen, Menschen
Verhalten: Einzelgänger
Aktueller Bestand: nicht gefährdet
Ein Maulwurf und sein Tunnelsystem
Gänge, Hügel, Tunnel - der Lebensraum der Maulwürfe
💪 Maulwürfe sind Einzelgänger. Jeder einzelne buddelt ein großes und chaotisches Netzwerk an Gängen - hauptsächlich, um Nahrung aufzuspüren. Bis 6.000 Quadratmeter groß kann ein Tunnelsystem sein. Kein Problem für die starken Tiere: Sie drücken das 20-fache des eigenen Körpergewichts an Erde nach oben.
⛏ Maulwürfe leben meist verborgen in der Dunkelheit - fast. Sichtbar sind nur die rund 25 Zentimeter hohen Maulwurfshügel im Garten oder Beet. Die Hügel entstehen beim Graben der Gänge. Mit dem Kopf schieben sie überflüssige Erde nach oben und werfen sie ab.
🌋 Typisch für Maulwurfshügel ist die Form eines Vulkans mit einem Loch in der Mitte. Dieses sorgt für die Belüftung der Gänge: Sauerstoff strömt hinein, Kohlendioxid entweicht ins Freie.
👷 Wenn du die Hügel plattmachst, weil sie dich stören, erreichst du das Gegenteil: Der Maulwurf wird neue Hügel anhäufen, damit er nicht erstickt.
☃ Die Gänge liegen zwischen 20 Zentimeter und einem Meter unter der Erdoberfläche. Im Sommer buddelt der Maulwurf weiter oben. Im Winter gräbt er tiefer, um vor der Kälte geschützt zu sein. Deshalb braucht er auch keinen Winterschlaf. Allerdings bewegt er bei tieferen Schichten mehr Erde, die nach oben muss - darum gibt es im Winter oft mehr Maulwurfshügel.
🛏 Integriert in das System sind verschiedene Kammern - zum Schlafen, für die Babys oder die Vorräte.
Maulwurf-Bilder: Babys, Maulwurfshügel und mehr
Wie lebt ein Maulwurf? So ticken die Säuger
- Ein Maulwurf verbringt fast sein ganzes Leben unter der Erde. Seinen Bau verlässt er nur selten.
- Deshalb haben die Tiere auch keinen Tag- und Nacht-Rhythmus. Sie wechseln zwischen Aktiv- und Ruhephasen.
- Vier bis fünf Stunden lang buddelt und frisst ein Maulwurf. Anschließend schläft er zwei bis drei Stunden - und fängt danach wieder an zu graben und zu jagen.
- Die Tiere sind schnell: Sie sausen mit einem Tempo von bis zu vier Kilometern pro Stunde durch ihre Gänge. Zum Vergleich: Ein Mensch geht mit viel längeren Beinen fünf bis sieben Kilometer pro Stunde.
- Maulwürfe haben ein dichtes, glattes und dunkelgraues Fell - aber nicht am rosafarbenen Rüssel und an den Vorderpfoten.
Blind wie ein Maulwurf: Die Fähigkeiten der cleveren Buddler
👀 Maulwürfe sind perfekt an das Leben unter der Erde angepasst. Die Ohren und winzigen Augen verschwinden fast im Fell, die Tiere sind beinahe blind. Nur hell und dunkel können sie unterscheiden.
👂 Bei der Orientierung helfen ihnen Tasthaare an Schnauze und Schwanz – und ein Tastorgan am Rüssel, das nur Maulwürfe besitzen. Dieses "Eimersche Organ“ hat fünfmal mehr Nervenfasern als menschliche Hände. Damit können die Tiere selbst leichte Erschütterungen spüren. Außerdem hören und riechen Maulwürfe besonders gut.
🔄 Die Haare ihres Fells sind in alle Richtungen biegsam - perfekt, um vorwärts und rückwärts durch enge Gänge zu sausen.
🏋 Ihr walzenförmiger Körper ist muskelbepackt, damit sie sich durch die Erde bohren können. Ein zusätzliches Gelenk verbindet Oberarm und Schlüsselbein, um die Kraftübertragung zu verstärken. Der Kopf läuft bis zur Schnauze spitz zu. Die kurzen und breiten Vorderpfoten mit den fünf langen Krallen sind nach außen gedreht - und heißen auch Grabschaufeln. Alles in allem: Der perfekte Körperbau zum Graben.
🫁 Damit die Tiere unter der Erde genug Luft bekommen, sind sie mit sehr großen Lungen ausgestattet. Zusätzlich haben sie viel Hämoglobin im Blut: Das Protein bindet den Sauerstoff. So können Maulwürfe mehr Sauerstoff speichern.
🧠 Verblüffend: Europäische Maulwürfe können ihre Schädel und Gehirne im Winter schrumpfen - um elf Prozent. Das machen sie, um in kalten Wintermonaten Energie zu sparen. Im Sommer wachsen Hirn und Kopf wieder.
Im Video: So sehen Tiere die Welt
Maulwürfe und Nahrung: Sie fressen, soviel sie können
🦟 Maulwürfe fressen ausschließlich tierische Nahrung, zum Beispiel Regenwürmer, Schnecken sowie Insekten und deren Larven. Wurzeln, Blumen oder Gemüse im Garten interessieren sie dagegen überhaupt nicht.
🍽 Die Tiere müssen wegen ihres hohen Stoffwechsels sehr viel essen. Nehmen sie nur einen Tag nichts zu sich, sterben sie. Bis zu 100 Prozent des eigenen Körpergewichts müssen sie täglich futtern, also bis 120 Gramm. Ein Mensch müsste mit diesem Bedarf 60 bis 80 Kilogramm pro Tag essen.
🏹 Der Magen der Säuger fasst aber nur höchstens zehn Gramm. Also müssen sie mehrmals pro Tag auf die Jagd gehen. Praktisch: Ihre Gänge sind quer zu den Auf- und Abwärtsbewegungen der Beute in der Erde angelegt. Der Maulwurf muss also nur sein Labyrinth durchstreifen.
🪱 Für den Winter legen die Tiere Vorräte in Kammern ab. Sie gehen dabei nicht zimperlich vor: Erbeutete Würmer lähmen sie mit einem Biss in den Kopf. Noch lebendig werden sie dann eingelagert, bis sie auf dem Speiseplan stehen.
⚖ Pro Jahr kann ein einziger Maulwurf bis zu 25 Kilogramm an Würmern futtern.
Hier baut ein Maulwurf einen Maulwurfshügel
Externer Inhalt
Fortpflanzung: So entsteht der Nachwuchs
Maulwürfe sind am liebsten allein und verteidigen ihr Revier. Nur zur Paarungszeit kommen sie zusammen. Im Frühjahr verlassen die Männchen ihren Bau und machen sich auf die Suche nach Weibchen. Dabei kann es auch zu Kämpfen mit Konkurrenten kommen. Nach der Paarung verschwindet der angehende Vater wieder.
Vier Wochen später kommen zwei bis fünf Junge auf die Welt, meist im Mai. Sie sind blind, nackt und nur vier Zentimeter lang. Sie kuscheln sich zusammen in einer Kammer, die die Mutter wie ein Nest gepolstert hat. Dazu nimmt sie Gras und Blätter.
Nach der dritten Woche wächst den Babys Fell und die Augen öffnen sich. Nach spätestens sechs Wochen sind sie selbstständig und verlassen das mütterliche Revier.
Fortpflanzen können sich die Jungtiere im nächsten Jahr. Die Weibchen werfen ein- bis zweimal pro Jahr. Maulwürfe werden maximal sechs Jahre alt.
Die Weibchen sind intersexuell: Ihre Geschlechtsorgane umfassen Eierstöcke und Hoden. Sie produzieren Eier, aber keine Spermien - dafür allerdings Testosteron. Wissenschaftler:innen vermuten, dass das die Weibchen aggressiver und muskulöser macht, damit sie besser graben und sich verteidigen können.
Im Clip: Was ist bei Balkon und Garten erlaubt - und was nicht?
Sind Maulwürfe bedroht? Die Feinde der kleinen Buddler
📃 Der Europäische Maulwurf ist laut IUCN "nicht gefährdet". Bis in die 1970er-Jahre wurden die Tiere wegen ihrer Felle gejagt. Heute tummeln sich viele der Säuger unter der Erde.
🌱 Dennoch leiden sie darunter, dass ihre Lebensräume immer mehr zerstört werden, dazu zählen Wiesen, Laub- und Mischwälder, Weiden, Gärten und Parks. Obendrein werden sie häufig verjagt.
🦉 Wenn die Tiere ihren Bau verlassen, geraten sie ins Visier von unter anderem Eulen, Mäusebussarden, Raben, Füchsen oder Mardern. Hunde und Katzen machen ebenfalls Jagd auf sie.
⛈ Findet der Maulwurf nicht genügend Insekten oder ist der Bau durch starken Regen überflutet, muss er sich ein neues Revier suchen.
Maulwürfe bekämpfen? Die Tiere sind nützlich und unter Naturschutz
- Maulwürfe sind bei Garten-Besitzer:innen oft unbeliebt – wegen ihrer Hügel. Dabei sind die Tiere nützlich und ihre Anwesenheit ein gutes Zeichen: Sie graben nur in gesunder Erde.
- Wenn sie Gänge buddeln, lockern die Tiere den Boden auf und bringen frische, krümelige Erde nach oben. Diese enthält kein Unkraut und eignet sich prima als Pflanzerde.
- Maulwürfe helfen dir noch mehr. Sie fressen Schädlinge wie Schnecken, die sonst den Salat mampfen würden. Außerdem vertreiben sie Wühlmäuse aus ihrem Revier. Du brauchst keine Angst zu haben, dass sie alle Regenwürmer vertilgen.
- Maulwürfe sind also nicht schädlich, sondern stören dich höchstens. Du darfst sie auf keinen Fall töten, in Fallen fangen, jagen, massiv stören oder mit Gift bekämpfen: Die Tiere stehen seit 1988 unter Naturschutz. Wer einen Maulwurf verletzt oder fängt, muss bis zu 50.000 Euro Strafe zahlen.
- Katzen im Beet sind hingegen tatsächlich problematisch. Ihr Kot überträgt nämlich Krankheiten. Hier gibt es Tipps gegen Katzen im Beet.
Maulwürfe vertreiben mit Hausmitteln: Das darfst und kannst du tun
☮ Maulwürfe töten darfst du nicht, aber du kannst sie aus dem Garten vertreiben - wenn du es friedlich machst.
✅ Am besten legst du los, sobald du einen Hügel entdeckst, denn meistens bleibt es nicht bei dem einen. Du hast es übrigens in der Regel nur mit einem einzigen Maulwurf zu tun.
⚽ Maulwürfe reagieren sehr empfindlich auf Geräusche. Dann verlassen sie ihr Zuhause und suchen ein neues Revier. Spielen regelmäßig Kinder auf der Wiese, bleiben die Tiere wahrscheinlich nicht lange.
🔨 Der Naturschutzbund NABU empfiehlt, einen Holzpfahl in den Boden zu rammen und immer wieder dagegen zu schlagen.
📢 Regelmäßiges Rasenmähen soll den Maulwurf ebenfalls vertreiben: Die Schallwellen und der Lärm stören ihn.
🍾 Manche empfehlen, leere Glasflaschen mit der Öffnung nach oben in den Hügel zu stecken. Wenn der Wind über die Öffnung bläst, entsteht ein Ton. Doch ob der den Maulwurf wirklich vertreibt, ist umstritten.
🧄 Maulwürfe mögen auch bestimmte Gerüche nicht. Du kannst versuchen, zerquetschte Knoblauchzehen in die Löcher der Hügel zu legen.
Hier findest du Tipps & Tricks für Schädlinge und weitere Tiere
👉 Was krabbelt denn da im Brot? Brotkäfer bekämpfen
👉 Trauermücken loswerden: Die besten Mittel gegen Fliegen in der Blumenerde
👉 Fruchtfliegenfalle selber machen: Diese Hausmittel helfen gegen Fruchtfliegen
👉 Silberfische bekämpfen: Ursachen und hilfreiche Hausmittel
👉 Motten erkennen und bekämpfen: Was ist bei einem Mottenbefall zu tun?
👉 Maden in der Biotonne: So wirst du die weißen Würmer wieder los
👉 Mäuse im Haus: So vertreibst du die Nager am besten
👉 Läuse erkennen und bekämpfen: Wie du die Blutsauger vertreibst
👉 Hausstaubmilben bekämpfen: Darum solltest du dein Bett morgens nicht machen
👉 Kakerlaken bekämpfen: Das kannst du gegen Küchenschaben tun
👉 Grüne und braune Stinkwanzen im Haus: So vertreibst du das lästige Ungeziefer
👉 Bettwanzen: Wie sehen sie aus und wie kannst du sie selbst bekämpfen?
👉 Teppichkäfer im Haus? So bekämpfst du das Ungeziefer
👉 Ratten aus dem Garten vertreiben: So geht es.
Die häufigsten Fragen zu Maulwürfen
Eigentlich ist ein Maulwurf im Garten ein gutes Zeichen: Die Tiere wühlen nur in gesunder Erde. Außerdem lockern sie die Erde auf und fressen Insekten und potentielle Schädlinge.
Maulwürfe stehen unter Naturschutz, du darfst sie nicht töten, fangen, jagen oder massiv stören. Erlaubt ist nur, sie zu vertreiben, aber ohne ihnen zu schaden. Du kannst es mit Lärm wie einem Rasenmäher oder mit Gerüchen wie Knoblauch versuchen.
Im Sommer graben Maulwürfe meist nur 20 bis 40 Zentimeter tief. Im Winter buddeln sie bis tz einem Meter tief, um der Kälte zu entgehen.
Maulwürfe siedeln sich dort an, wo sie gesunde Erde finden und Platz haben. Sie bauen sich ihre Labyrinthe aus Gängen und Kammern, um dort zu jagen, zu schlafen, Vorräte anzulegen und Babys aufzuziehen.
Wenn Maulwürfe ihre Gänge graben, schaffen sie die Erde alle 50 bis 100 Zentimeter an die Oberfläche. Entsprechend können viele Haufen entstehen. Mit der Arbeit hört das Tier erst auf, wenn es stirbt, also nach drei bis sechs Jahren.